Eine kleine Glasgeschichte


Kunstglaserhandwerk seit dem Mittelalter

Pitt van Treeck
Pitt van Treeck

Ursprünglich schufen die Meister und Gesellen des Glaserhandwerks die monumentalen, farbigen Bildfenster der Kirchen und Kathedralen nach ihren eigenen Entwürfen. Für die mittelalterlichen Glaser gab es zwischen Handwerk und Kunst keinen Unterschied: es wurde mit und auf Glas gemalt.

 

Pitt Büter: „Später lieferten vielfach Künstler die Vorlagen; bei meinem Großvater Pitt van Treeck war es der bekannte Krefelder Künstler Ernst Hoff.“


Noch heute ist die Herstellung von Fenstern aus Buntglas eine Fachrichtung des Glaserhandwerks, denn auch das Restaurieren der gläsernen Gemälde

aus der Blütezeit der Glasmalerei gehört zum Lehrberuf.


Glasmalerei
Glasmalerei

Schon Anfang des 15. Jahrhunderts wurden auch in Wohnhäusern Glasfenster üblich - es ergab sich so ein neues Betätigungsfeld. Dennoch waren Bauglaser, die in Wohnhäuser Scheiben einsetzten lange Zeit weniger angesehen.

 

Da auch die Bürger ihre Fenster mit Glasmalereien schmücken wollten, stellten die Glasmaler Scheiben im Kleinformat her. Die Glasbilder wurden dann entweder direkt in die Fenster eingesetzt oder einfach davor gehängt. Diese so genannten Kabinettscheiben waren passend zur Familie mit Wappen oder Stichen versehen.

Pitt Büter: „In der Werkstatt meiner Eltern (Grete und Hermann Büter Senior, beide Kunstglasermeister) befanden sich breite Fensterbänder an der Nordseite des Arbeitsraumes, sodass wir gutes Licht zum Arbeiten hatten und ein elektrischer Brennofen stand an der Seitenwand.

 

Das zu restaurierende Gemäldefeld lag auf einem der Werktische. Die Linienführung der Bleiruten zwischen den einzelnen Glasstücken wurde millimetergenau auf Transparentpapier übertragen. Jetzt durfte ich das  defekte Bild vorsichtig auseinander nehmen und die Schäden dokumentieren. So habe ich ganz klein angefangen.“


Jedes Glasgemälde ist eine Art Mosaik aus weißen und farbigen Glasstücken.


Bleiverglasung Glasmosaik Glas Antikglas
Vorarbeit für Bleiverglasung

Bei Restaurierungen wird mundgeblasenes Tafelglas verwendet. Dafür wird das Glas erhitzt und mit dem Mund aus der flüssigen Masse ein Hohlglas geblasen. Dieses wird dann aufgeschnitten und vorsichtig flach ausgebreitet. Früher waren die Stücke meist klein, heute gibt es Tafeln von 60 x 90 cm Größe.

Mittelalterliches Glas war nicht so klar, wie wir es heute gewohnt sind: es enthielt herstellungsbedingt Schlieren, kleine Bläschen und Verunreinigungen. Dadurch wurde das von außen durch die Bildfenster einfallende Licht gestreut, was die Leuchtkraft der Farben noch verstärkte. Aus diesem Grund stellt man auch heute wieder Antikglas mit Schlieren und Bläschen her.

Jasmin Büter
Jasmin Büter

Um auf Glas malen zu können, haben die alten Meister aus fein geriebenem Glaspulver eine sämige Masse hergestellt, die mit Kupfer oder Eisenoxid dunkel gefärbt wurde. Sie rührten das Pulver mit Wein oder Harn an. Heute nimmt man eine wässrige Lösung mit Gummi Arabicum. Diese Glasfarbe (Schwarzlot) wird nicht nur für die Konturen verwendet, sondern auch weiche Schattierungen können künstlerisch angelegt werden.


So ergibt sich diese einzigartige und künstlerische Vielfalt.


Ist die Farbe getrocknet, werden die bemalten Glasstücke in einem speziellen Brennofen bei 600°C gebrannt. Bei dieser Temperatur brennt sich das Schwarzlot als dünne Schicht auf dem Grundglas ein und ist somit licht- und farbecht.

Bleiverglasung
Bleiverglasung
Glasmalerei
Glasmalerei

Man unterscheidet zwischen Bleiverglasungen mit Malerei und Glasmalerei auf einer einzigen Scheibe. Bei der Bleiverglasung werden bereits farbige Glasstücke durch aneinander gelötete Bleiruten miteinander verbunden. Soll zusätzlich Kontur für beispielsweise eine Figur aufgetragen werden, muss dieses vor dem Zusammenbau geschehen, da das Glasstück erst gebrannt werden muss.

 

Bei der Glasmalerei wird die Farbe aufwändig von hinten auf das Glas aufgetragen; überschüssiges Farbpulver muss sorgfältig entfernt werden und jede einzelne Farbschicht wird in einem separaten Brennvorgang haltbar gemacht. Das heißt je mehr Farben, desto mehr Brenndurchläufe.

 

Auf diese Art und Weise entsteht ein einzigartiges Kunstwerk, in dem das Arbeiten im traditionellen Handwerk und geschicktes Können miteinander kombiniert werden.